LASEL |Eingepackt in dicke Jacken und knatschgrüne T-Shirts, auf den Köpfen grüne Schirmmützen, so stehen die kleinen Klimahelden der Kindertagesstätte Lasel Spalier vor der Eingangstür der Einrichtung.
Mit fröhlichem Gesang und Getrommel auf Rhythmus-Instrumenten werden wir begrüßt. Seit es Fridays for future gibt, machen die kleinen Umweltbotschafter in Lasel einmal in der Woche auf sich aufmerksam. „Vor Corona sind wir noch durch die Straßen gezogen“, sagt Brigitte Wanken-Leibisch, Leiterin der Einrichtung.
„Eins, zwei, drei, vier – die Kita Lasel, das sind wir“, singen die Kinder lautstark. Und weiter geht es mit dem textlich abgewandelten Lied: „Backe, backe Kuchen, die Zukunft hat gerufen.“ Und dann zählen sie auf, was man alles Gutes für die Erde tun kann, wie zum Beispiel Bäume pflanzen, Müll trennen und Strom sparen.
Und während in den Modegeschäften gerade vor Weihnachten und Silvester die Kleidung in den Schaufenstern festlich glimmert, ist Glitzer in der Kita Lasel verboten. Warum denn das? Paul klärt auf: „Weil das kleine Plastikteilchen sind, und die können ins Wasser gelangen, das wir dann irgendwann trinken.“ Selbst die Kläranlage könnte diese kleinen Teilchen nicht rausfiltern, sagt er. Weitere Beispiele folgen: So werden im Winter keine Erdbeeren gegessen, „denn die müssen von ganz weit hergebracht werden“, sagt Paul. Und das sei ja für die Umwelt schädlich.
Die Kita Lasel war von 2018 bis 2021 Konsultationskita mit dem Schwerpunkt nachhaltige Entwicklung.
Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt seit 2008 diese Tagesstätten bei der Umsetzung besonderer pädagogischer Konzepte. Bis zu 15.000 Euro gab es dafür. Der Fokus in Lasel lag auf drei Bereichen. „Natur als Lebenswerkstatt“, „Draußen hausen“ und „Lernen am echten Leben“. Diese Themen haben sich über die Jahre so verfestigt, dass auch heute noch das Leben in der Einrichtung danach ausgerichtet wird.
„Kleine Kinder haben eine ganz sensible Phase, in der wir Werte und Haltungen vermitteln können“, sagt Brigitte Wanken-Leibisch. „Wer einen Regenwurm in der Hand gehalten hat, der schlägt später nicht mit der Faust zu“, sagt sie. Neben Naturerfahrung wird auch Wert auf die Ernährung gelegt. „Unsere Kinderköche können schnippeln, schneiden und kochen. Aber auch mathematisches Denken wird dabei gefördert, wenn die Kleinen zum Beispiel 42 Schälchen abzählen und befüllen müssen“, sagt die Leiterin.
Stolz zeigt Anni auf die am Morgen produzierten Gläschen mit Weihnachts-Nachtisch. Auch die Getränke werden in der „Kochwerkstatt“ abgefüllt. Wer welchen Dienst hat und welche Aufgabe übernommen werden muss, wird im Morgenkreis demokratisch geklärt. Die Kinder haben Mitspracherecht. „Da wird alles besprochen, was an dem Tag gemacht wird. Und man kann auch Beschwerden äußern – auch über die Erzieherinnen“, sagt Brigitte Wanken-Leibisch. Die bezeichnet die Erzieherinnen aber lieber als Lernbegleiter. Und da wäre auch noch eine Stelle zu besetzen. „Wer mit Kindern die Welt gestalten möchte, kann sich gerne bei uns bewerben“, sagt sie. 40 Kinder besuchen zurzeit die Kita, deren Träger die Ortsgemeinde ist. Auch Zweijährige sind darunter. Die schmelzen gerade Wachsreste ein und machen daraus neue Teelichter. Und auch sonst sind die Angebote sehr kreativ und nachhaltig. So wird auch viel für den eigenen Hofladen produziert, wie Marmelade, Blumensamen, Tütchen mit Lorbeerblättern oder Ringelblumensalbe – natürlich alles hergestellt aus Blüten aus dem eigenen Garten.
Und auch die Weihnachtsgeschenke für die Familien sind fix und fertig. Da der Artikel erst nach Weihnachten erscheint, dürfen wir an dieser Stelle verraten, was es gab: Bratapfelmarmelade. Und welche Gewürze da reinkommen, wissen die Kinder auch: Kardamom, Zimtrinde, Stern-Anis und Piment.
Doch nicht nur an die Menschen wird gedacht. Auch die Tiere werden versorgt. Für die Vögel wird im Wald ein Weihnachtsbaum mit Möhren, Brot und Erdnussketten geschmückt. Und sie bekommen Futter aus Fett mit Körnern, das in alte Tassen gefüllt und am Baum aufgehängt wird.
Es gibt noch so viele weitere gute Beispiele, die man gar nicht alle aufzählen kann. Wie auch der Kühlschrank, der im Winter ohne Strom auskommt. Das funktioniert, wenn man ein tiefes Loch in den Sandkasten gräbt, es mit Stroh verkleidet, zum Beispiel Rote Bete einlagert und wieder zuschüttet. „Obendrauf haben wir ein Hütchen gestellt, damit keiner da drauftritt“, klären Paul und Henning auf.
„Ohne die Unterstützung der Eltern geht das alles nicht“, sagt Brigitte Wanken-Leibisch. Doch auf die sei Verlass, „die sind super!“. Sie beobachtet, dass die Kinder draußen kreativ seien und weniger anstrengend, als wenn man 20 von ihnen zusammen in einem Raum habe. „Die Natur ist die ideale Lebenswerkstatt für Kinder. Dort können sie alles entdecken, erleben und erfassen.“ Sie sei oft selbst erstaunt darüber, was die Kinder alles wissen.
Nicht jede Kita hat den Schwerpunkt so auf das Naturerlebnis gelegt wie die Kita Lasel.
Doch auch als Familie kann man das fördern. „Wenn ich selbst begeistert bin und von einer Sache überzeugt, übertrage ich das auch auf die Kinder“, sagt Brigitte Wanken-Leibisch.
Kinder seien besonders naturverbunden, denn die Natur habe einen eigenen Rhythmus. Da geht es nicht hektisch zu. Brigitte Wanken-Leibisch arbeitet seit 45 Jahren in der Kita Lasel, 40 Jahre davon als Leiterin. „Ich komme jeden Tag gerne hierhin“, sagt sie. Von den Kindern könne sie jeden Tag etwas lernen.
Foto und Text von Stefanie Glandien
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